Kommunale Konfliktberatung (KKB)

In jeder Gemeinde leben Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen zusammen. Eine zentrale Aufgabe von Städten, Gemeinden und Landkreisen als grundlegenden staatlichen Einheiten ist es, diese verschiedenen Interessen auszuhandeln, die verschiedenen Sichtweisen ernst zu nehmen und allen Bewohner*innen einer Gemeinde die Teilhabe am kommunalen Leben zu ermöglichen. In Zeiten schnellen Wandels und häufiger Krisen ist diese Aufgabe drängender denn je.

Eine Voraussetzung für ihre Bewältigung ist es, dass lokale Akteur*innen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft in der Lage sind, bestehende Spannungen und Konfliktpotenziale wahrzunehmen, zu verstehen und zielgerichtet anzugehen. Je mehr Akteur*innen dabei an einem Strang ziehen und sich vernetzen, desto nachhaltiger sind die gefundenen Lösungen.

Die Kommune als Ganzes im Blick

Kommunale Konfliktberatung (KKB) befasst sich seit mehr als 15 Jahren mit Konflikten auf der Ebene von Städten, Gemeinden und Landkreisen. Sie unterstützt da, wo bestehende Problemlösungsfähigkeiten an ihre Grenzen stoßen. Sie begleitet lokale Akteur*innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Verwaltung dabei, die komplexe Gemengelage lokaler Herausforderungen und Konflikte zu entwirren und die Bedürfnisse verschiedener Interessengruppen herauszuarbeiten.

Kommunale Konfliktberatung bietet dabei keine vorgefertigten Lösungswege, sondern begleitet kommunale Akteur*innen darin, Handlungsspielräume im Konfliktgeschehen zu reflektieren und zu erweitern, die Wirkung (oder fehlende Wirkung) jeweiliger Lösungsansätze zu verstehen und weitere zu entwickeln sowie Ressourcen und Potenziale vor Ort zu identifizieren. Kommunale Konfliktberatung unterstützt beratend, die Verantwortung der Konfliktbearbeitung bleibt stets bei den lokalen Akteur*innen.

Kommunale Konfliktberatung setzt externe Fachpersonen als Berater*innen für einen begrenzten Zeitraum ein und bearbeitet sowohl sichtbare Konflikte als auch entstehende Spannungen in Gemeinden, Städten und Landkreisen. Die Beratung ist allparteilich, auf Nachhaltigkeit und Wirkung ausgerichtet und orientiert sich an Ressourcen und Potenzialen vor Ort. Der Beratungsprozess der Kommunalen Konfliktberatung ist dabei jeweils auf die besondere Situation der Gemeinde, Stadt oder des Landkreises ausgerichtet, die mittel- und längerfristig begleitet werden. In bereits eskalierten Konflikten, können Kommunen auch durch eine Kurzzeitberatung unterstützt werden.

Der Beratungsprozess

Kommunale Konfliktberatung kann zu verschiedenen Zeitpunkten einsetzen:

  • wenn ein Konflikt sichtbar wird (präventiv),
  • in einem bestehenden, eskalierten Konflikt (deeskalierend)
  • oder nach einem Konflikt (kurativ).

Ein Konfliktberatungsprozess verläuft typischerweise in sieben Schritten:

Die Beratungsspirale zeigt die einzelnen Schritte im Beratungsprozess vom Erskontakt bis zum Abschluss der Beratung.
Schritte im Beratungsprozess

1

Vertrauensaufbau, Erwartungsklärung und Erteilung des Beratungsmandats.

2

Hintergrundgespräche tragen dazu bei, dass sich Akteure und Akteurinnen ausdrücken können, dass sie gehört werden und ihre Erfahrungen und Sichtweisen in den weiteren Prozess einfließen können. Dies geschieht in Einzel- und Gruppengesprächen mit Bürger*innen und Akteuren vor Ort, moderierten Gesprächsforen, Workshops, und anderen. Hintergrundgespräche bilden außerdem die Grundlage für die Anfertigung einer systemischen Situations- und Konfliktanalyse.

3

Mit Methoden aus dem Instrumentarium der Konfliktanalyse wird eine umfassende Situations- und Konfliktanalyse angefertigt. Faktoren für lokale Herausforderungen werden erfasst und Dynamiken sichtbar gemacht. Zum Einsatz kommen dabei systemische Analyseverfahren.

4

Die Situations- und Konfliktanalyse dient als Basis für die Identifikation von Ressourcen und die Entwicklung von Handlungsoptionen durch Vertreter*innen der Stadt, die durch die Berater*innen begleitet wird.

5

Es werden mit beteiligten und zentralen Akteur*innen der Stadt Handlungskonzepte und -optionen diskutiert und abgestimmt. Hierfür wird Verbindlichkeit zwischen den Akteur*innen in der kommunalen Gesellschaft hergestellt.

6

Die Umsetzung der Maßnahmen wird von den Berater*innen weiter begleitet. Wo notwendig, wird die Umsetzung durch das Hinzuziehen externer Fachleute unterstützt. Die Ergebnisse dieser Phase liegen auf der Durchführungsebene und können z.B. in periodischen Aktionsplänen festgehalten und mit Indikatoren belegt und abgearbeitet werden.

7

Exit und Nachbereitung.

Die Konfliktberater*innen

Die Zusammenhänge, Beziehungen und Wechselwirkungen die hinter den Spannungen stehen, werden durch Konfliktberater*innen sichtbar gemacht und veranschaulicht.

Die Konfliktberater*innen, die den Beratungsprozess begleiten, sind weitergebildet im Ansatz der Kommunalen Konfliktberatung. Kommunale Konfliktberater*innen haben Kompetenzen im Bereich systemische Beratungsansätze, Coaching, Moderation, Mediation, Gewaltfreie Kommunikation, empathisches Zuhören sowie Expert*innenwissen zu Instrumenten und Methoden der Konfliktbearbeitung. Konfliktberater*innen haben Wissen zu Funktionsweise politischer, administrativer, zivilgesellschaftlicher Strukturen in Kommunen.

Entwicklung des Ansatzes

Der systemische Ansatz der Kommunalen Konfliktberatung ist ab 2009 am forumZFD entwickelt worden und wird seit 2016 auch gemeinsam mit dem VFB Salzwedel e.V. weiterentwickelt. Der Ansatz baut auf Erkenntnissen der Konfliktforschung und Konfliktbearbeitungspraxis auf, sowie auf kontinuierliche Reflektion der Erfahrungen aus Beratungsprozessen und begleitender Forschung. KKB wurde und wird als systemischer Ansatz in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bremen,  Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt.

Literaturhinweise:

Berndt, Hagen/Lustig, Sylvia (2014): Kommunale Konfliktberatung. Konzeption zur Beratung von Kommunen im Wandel. Köln.

Berndt, Hagen/Lustig, Sylvia (2016): Kommunale Konfliktberatung – ein Beitrag zum Umgang mit Fragen des Zuzugs und der Integration. In: Warndorf, Peter K. (Hrsg.): Integration – zwischen Konflikt und Prävention. Münster.

Berndt, Hagen/Gatzemeier, Ulrike (2018): Konflikt als Motor für Bürgerbeteiligung. In: eNewsletter Netzwerk Bürgerbeteiligung 10/2018 vom 17.10.2018.

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