Wissen und Entwicklung

Das K3B arbeitet mit verschiedenen Forschungsinstituten zusammen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu gesellschaftlichen Konflikten in Gemeinden, Städten und Kreisen sowie zu Konfliktbearbeitung ermöglichen eine kritische Reflektion und Weiterentwicklung des Ansatzes der Kommunalen Konfliktberatung. Weiterhin tragen Forschungsergebnisse zu Qualität und Wirksamkeit Kommunaler Konfliktberatung vor Ort bei.

Austausch zwischen Forschung und Praxis findet auf Fachtagungen und Diskussionsforen statt. Ergebnisse werden in Publikationen zur Verfügung gestellt.

Forschungsverbund

Das K3B ist gemeinsam mit der Fachhochschule Erfurt, der Technischen Universität Dortmund, der Universität Bielefeld, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Ruhr-Universität Bochum Teil des Forschungsverbund LoKoNet. LoKoNet widmet sich der Frage nach Bedingungen und Einflussfaktoren in der Entstehung und im Verlauf von Konflikten im kommunalen Raum in Deutschland. Das Projekt verbindet wissenschaftliche Forschung mit angewandter Konfliktbearbeitung, wobei der Fokus auf Fragen der sozialen Konstruktion von Raum und der Rolle von Affekten und Emotionen liegt.

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Forschungsprojekte

Das Forschungsprojekt „Transnationale Identitätsnetzwerke in der Bangladesch-Diaspora und Integration“ wurde im Rahmen des Vorhabens „Herausforderungen gesellschaftlicher Integration gemeinsam verstehen und bearbeiten“ (Laufzeit 2019 bis 2022) durchgeführt (zum Projekt). Projektmitarbeiter waren Dr. Dieter Reinhardt, Centre for Asian and Transcultural Studies (CATS) der Universität Heidelberg, und Azizur Rahman Khan, wissenschaftlicher Berater des K3B.

Projektbeschreibung:

Die Gründe für den Anstieg der internationalen Migration sind vielfältig. Dazu gehören u.a. gewaltsame Konflikte, der globale Arbeitsmarkt, Armut und Umweltzerstörung. Deutschland ist eine Einwanderungsgesellschaft, in der sich ständig neue soziale, kulturelle, religiöse oder politische Gruppen und Identitäten bilden. Ein erweiterter Integrationsbegriff bezieht sich nicht mehr nur auf die Eingliederung von Neuzugewanderten in die Gesellschaft, sondern auf die Einbeziehung aller gesellschaftlichen Gruppen in eine plurale Demokratie.

In einer Einwanderungsgesellschaft entstehen neue, oft auch international vernetzte Formen der Selbstorganisation von alten und neuen Migrant*innengruppen. Familien- und Freundschaftsstrukturen, private Finanztransfers, kontinuierliche Reisetätigkeit, Vereinsgründungen und Kommunikationstechnologien des Internets sind konstitutive Elemente dieser Selbstorganisationen und der damit verbundenen transnationalen sozialen Identitätsnetzwerke. Insbesondere Städte und Gemeinden erleben diese auf lokaler Ebene. Diese Art der Identifikation und Organisation werden in der wissenschaftlichen Analyse auch als Diaspora bezeichnet. Diese Netzwerke beruhen auf konkurrierenden oder sich gegenseitig ergänzenden kulturellen, politischen und religiösen Weltanschauungen.

Das Projekt untersucht diese Organisationen und Identitätsnetzwerke in Diaspora-Gruppen am Beispiel der Diaspora-Communities Bangladeschs in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Analysiert werden die internen soziokulturellen und politischen Dynamiken in diesen Gruppen, die Wahrnehmung und Bewertung der soziokulturellen und politischen Entwicklungen dieser Communities in den jeweiligen Gesellschaften sowie die vielfältigen Auswirkungen staatlicher Integrationsmaßnahmen auf diese Dynamiken im kommunalen Kontext. Berücksichtigt werden auch die spezifischen Migrations- und Integrationserfahrungen von seit mehreren Jahrzehnten bestehenden Diasporagruppen, von neu zugewanderten Migrant*innen mit unterschiedlichen beruflichen Qualifikationen und Formen der beruflichen Selbständigkeit sowie von Studierenden und politisch Verfolgten.

Die Herausforderungen und Chancen auf kommunaler Ebene, die sich im Zusammenhang mit den Diaspora-Communities Bangladeschs zeigen und bieten, sollen im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Projekt „Herausforderungen gesellschaftlicher Integration gemeinsam verstehen und bearbeiten“ analysiert und zur Diskussion gestellt werden. Das K3B des VFB Salzwedel koordiniert diese Zusammenarbeit. Den Beteiligten aus Diaspora, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sollen Erkenntnisse zur Verfügung gestellt werden, die nachhaltige Teilhabe und konstruktive Konfliktbearbeitung fördern.

Das Forschungsprojekt „Kleinstädte in Ostdeutschland als Orte gesellschaftlicher Desintegration – Umgang mit (rechtsextremer) Radikalisierung und Demokratiefeindlichkeit“ wurde im Rahmen des Vorhabens „Herausforderungen gesellschaftlicher Integration gemeinsam verstehen und bearbeiten“ (Laufzeit 2019 bis 2022) durchgeführt (zum Projekt). Am Projekt arbeiteten Astrid Heck, Katharina Kullmann und Kerstin Schenkel der Fachhochschule Erfurt.

Projektbeschreibung:

Seit einigen Jahren ist eine steigende rechtsextreme Mobilisierung in Deutschland zu beobachten. Obwohl dieser Trend sowohl in West- als auch in Ostdeutschland besteht, wird dem Phänomen im Osten Deutschlands eine andere Qualität zugeschrieben. In den umfangreichen Publikationen zum Thema werden bisher vor allem gesamtgesellschaftliche Trends und die Erfahrungen auf individueller Ebene als Ursachen diskutiert. Das Projekt in Zusammenarbeit zwischen dem Kompetenzzentrum Kommunale Konfliktberatung des Vereins zur Förderung der Bildung Salzwedel e.V. und der Fachhochschule Erfurt ergänzt die bisherige Auseinandersetzung um einen vertieften qualitativen Blick in die Kommunen selbst. Im Fokus stehen Bedingungen, die Desintegrationsprozesse in Kleinstädten begünstigen und zu demokratiekritischen, -distanzierten und –feindlichen Haltungen beitragen bzw. Radikalisierung lokal begünstigen. Gleichzeitig wird auch gefragt, unter welchen Voraussetzungen es gelingt, sich Desintegrationsprozessen erfolgreich entgegenzustellen und demokratische Aushandlungsprozesse zu verteidigen.

Empirisch erarbeitet das Projekt zwei kontrastierende Fallanalysen zu Kleinstädten in strukturschwachen, peripheren Lagen in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen, die in den letzten Jahren Erfahrungen mit gesellschaftlicher Marginalisierung gemacht haben. Dabei nutzt das qualitativ arbeitende Forschungsvorhaben ein mehrstufiges Projektdesign.

Konzeptuell fragt das Forschungsprojekt nach Wirkungsgefügen, nach dem Zusammenspiel von Faktoren, inneren und äußeren Beziehungen von Teilen der Konfliktkonstellation.

Das Forschungsprojekt „Dynamiken der (Selbst-)Ausgrenzung und Demokratievermittlung. Multimodale Untersuchungen im Feld der kommunalen Konfliktberatung“ wurde im Rahmen des Vorhabens „Herausforderungen gesellschaftlicher Integration gemeinsam verstehen und bearbeiten“ (Laufzeit 2019 bis 2022) durchgeführt (zum Projekt). Projektmitarbeiter war Sebastian Salzmann, Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie Ruhr-Universität Bochum.

Projektbeschreibung:

Demokratische Gesellschaften sind auf vielfältige Weise von Prozessen der Ausgrenzung und Abwertung bestimmter Gruppen und Einzelpersonen wie auch von der Zunahme einer grundsätzlichen Demokratiemüdigkeit bzw. -feindlichkeit betroffen. In zahlreichen kommunalen und überregionalen Kontexten führen entsprechende Dynamiken zu einer zunehmenden politischen Polarisierung, die in vielschichtigen Konflikten ihren Niederschlag findet. Insbesondere Prozesse gesellschaftlicher Integration stellen viele Kommunen vor besondere Herausforderungen.

Den Umgang mit diesen Herausforderungen nimmt das Kooperationsprojekt des Lehrstuhls für Sozialtheorie und Sozialpsychologie der Ruhr-Universität Bochum sowie des Kompetenzzentrums Kommunale Konfliktberatung des Vereins zur Förderung der Bildung Salzwedel e.V. in einem gemeinsamen Forschungsvorhaben genauer in den Blick.

Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes steht die empirische Beschäftigung mit verschiedenen lokalen Akteur*innen, sowie den professionellen Berater*innen aus dem Feld der kommunalen Konfliktberatung. Was machen sie und wie verändert der Prozess, an dem sie mitwirken, die empirischen Gegebenheiten und verleiht Begriffen wie „Demokratie“, „Teilhabe“ oder „Integration“ eine womöglich spezifische und ‚lokale‘, pragmatisch gesättigte Bedeutung? Welche Grundbedingungen für eine funktionierende Demokratie – etwa Bürgerbeteiligung – können sie (direkt oder indirekt) vermitteln und wie geschieht dies auf dem Wege sozialer Interaktion und der pragmatischen Übersetzung in eine konkrete soziale Praxis?

Forschungsmethoden:

Methodisch verfolgt das Projekt einen multimodalen Ansatz, der sowohl grundlagentheoretisch informiert als auch praxis- und anwendungsorientiert ist. Die qualitativ ausgerichtete Untersuchung ‚begleitet‘ die Arbeit verschiedener Praktiker*innen, deren Vorgehen und Interaktion zum Untersuchungsgestand wird (wobei auch die Adressat*innen der Beratungen einbezogen werden). Die in diesem Zusammenhang geführten problemzentrierten Interviews sollen durch gezielte Beobachtung ergänzt werden, um die Beratungsprozesse und die ihnen inhärenten Vorgänge aus verschiedenen Perspektiven und unter Einbeziehung fragen- und objektspezifischer Zugänge zu erforschen. Hierbei steht schließlich auch die umfassendere Frage nach der Auswirkung von Beratungsprozessen in mikrosoziologischer Perspektive im Vordergrund.

Verteiler

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